Die unerwartete Corona Krise hat nicht nur Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt, sondern auch den gesamten Ausbildungssektor. Wer hier nicht hineinstolperte, sondern mit den technischen Möglichkeiten schon länger Erfahrungen gesammelt hatte, war und ist klar im Vorteil. Ein sehr schönes Beispiel zeigt sich am Center for Enterprise Information Research (CEIR) an der Universität Koblenz-Landau.
Die Einschränkung der Corona Zeit gehen auch an Schulen und Universitäten nicht spurlos vorbei. Auch wenn es jetzt langsam wieder anläuft, so waren eine Betreuung im Klassenraum oder im Hörsaal über Wochen nicht mehr möglich. Stattdessen mussten die Schüler und Studierenden ausschließlich von zu Hause arbeiten. Hierauf waren die meisten Schulen und Universitäten allerdings nur wenig oder gar nicht vorbereitet. Es wurde also improvisiert. Oft wurde zunächst versucht die Kontakte per E-Mail zu halten, was aber nicht einfach ist, da die entstehende E-Mail-Flut auf Lehrer- oder Dozentenseite schnell zu einem unbeherrschbaren Chaos führt. Genauso wenig ist eine Individualbetreuung per Telefon denkbar. Es bedarf strukturierterer und skalierbarerer Formen des Informationsaustausches.
Als funktionierend und sinnvoll erwiesen sich Webkonferenzen. Hier ist die Frage der Auswahl des richtigen Tools in Verbindung mit der Datenschutzfrage und der grundsätzlichen Anbieterunabhängigkeit der Lösung zu klären. Hierzu hat z.B. die Bundesdatenschutzagentur bereits einige Empfehlungen ausgesprochen.
Dann wäre z.B. noch zu klären, wie Dozenten die Rückfragen der Studierenden beantworten können. Ist ein persistenter Chatstream à la Slack oder MS Teams ein guter Weg? Bei kleinen Gruppen kann das funktionieren. Kritisch wird es bei Gruppen an Universitäten mit teilweise deutlich mehr als 20-30 Teilnehmern, weil es dann, ähnlich wie bei E-Mail, zu einer Überflutung mit entsprechendem Chaos kommt.
An der Universität Koblenz-Landau forschen die Professorinnen Petra Schubert und Susan Williams seit Jahren an modernen Kommunikationsmöglichkeiten – mit dabei ist u.a. auch Partrick Nitschke als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent im aktuellen Semester. Sie setzen dabei auf sogenannte Enterprise Collaboration Systems (ECS). Entsprechende Tools, wie z.B. HCL Connections, zeichnen sich durch eine interpretative Flexibilität aus, da für unterschiedliche Anwendungsfälle je nach Bedarf unterschiedliche technische Module zur Verfügung gestellt werden, wie etwa Blogs, Wikis, Dateiablage, usw. Dadurch verbleiben Informationen jeweils in einem Kontext, statt auf einer Zeitleiste abgespeichert zu sein. Das ermöglicht bei größeren informationsmengen leichter die Übersicht zu wahren.
Statt Video-Streams in Echtzeit live zu übertragen, arbeitet das CEIR an der Universität Koblenz-Landau mit aufgezeichneten Videos. Diese können auf dem ECS „UniConnect“ per Streaming von den Studierenden quasi als „asynchrone und ortsungebundene Vorlesung“ angesehen werden. Um zu den Vorlesungsinhalten Fragen stellen zu können, gibt es Foren. In diesen ist leicht zu erkennen, ob eine Frage bereits gestellt wurde, was bei reinem E-Mail Austausch gar nicht und bei persistentem Chat nur schwer herausfindbar ist. Falls einem die Antworten nicht klar genug erscheinen, können die Studierenden im Forum direkt im Kontext der Frage eine Diskussion beginnen. Sie können an vorhandenen Diskussionen teilnehmen, selber Fragen ihrer Kommilitonen beantworten und somit zu einem aktiven Teil der Lehre werden. UniConnect basiert auf HCL Connections und wird an der Universität Koblenz-Landau vom CEIR mit der Unterstützung von HCL im Rahmen des Forschungsprojektes „University Competence Center for Collaboration Technologies“ (UCT) gehostet. Derweil haben über 40 Universitäten Zugriff auf UniConnect. Die Aspekte der DSGVO werden dabei natürlich eingehalten.
Eine weitere Herausforderung ist es Studierende für Seminararbeiten in Gruppen digital zusammenzuführen. Dazu hat man in Koblenz eine Domino-Applikation namens „Groups App“ geschrieben, die bereits 2017 auf der 43. DNUG in Berlin von CEIR vorgestellt wurde. Die App ist in UniConnect integriert und kann zu jeder Community von den Eigentümern (Dozenten) hinzugefügt werden. Sie erlaubt den Studierenden sich manuell einer Gruppe zuzuordnen. Wenn die Studierenden dies bis zu einem festgelegten Zeitpunkt nicht tun, weist die App die verbliebenen Teilnehmer automatisch den Arbeitsgruppen zu und benachrichtigt entsprechend darüber. Das Ganze ist nicht nur ein Ansatz von oben: Die Studierenden können sich über eine Profilfunktion untereinander vernetzen. Sobald die Gruppen gebildet sind, werden mit einem einzigen Knopfdruck Sub-Communities für jede formierte Gruppe gegründet. In diesen können die Studierenden alle verfügbaren Module von UniConnect einsetzen, um zusammen zu arbeiten und sich zu koordinieren.
Viele Studierende kennen ähnliche Ansätze von Software, die das Lernen an Universitäten unterstützen soll, aus anderen Situationen. Der von CEIR an der Universität Koblenz-Landau gefahren Ansatz über UniConnect wird besonders von ihnen gelobt, weil er so übersichtlich ist.
Patrick Nitschke ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Professor Williams in diesem Semester einer der Dozenten für „Enterprise Information Management“ (EIM) in Koblenz. Er hat mir den standardisierten Aufbau der Lernumgebung erläutert:
CEIR nutzt HCL Connections seit einigen Jahren nicht nur zu Forschungszwecken, sondern auch zur Unterstützung von Vorlesungen und Übungseinheiten. Dieses erwies sich in der Corona Zeit als großer Vorteil. Während andere Lösungen aufgrund der unerwarteten hohen Nachfrage vor allem in den erster Tagen des Corona-Lockdowns in Knie gingen und zwischenzeitlich nicht mehr zu gebrauchen waren, ist HCL Connections beliebig skalierbar. Manche Veranstaltungen haben über 300 teilnehmende Studierende, die die einfache und übersichtliche Benutzbarkeit über Browser, Smartphones sowie Tablets schätzen.
Ich finde es ist eine Lösung, die sozusagen „wissenschaftlich erprobt“ ist und die aufhorchen lässt. Es ist sicher ein leichtes sich vorzustellen, wie man die Erfahrungen in Koblenz auch auf Unternehmen und andere öffentliche Organisationen übertragen kann, denn lernen müssen wir doch überall und immer – oder? Übrigens teilt die Universität ihre Erfahrungen gern mit anderen Universitäten und Industrieunternehmen. Dazu hat sie u.a. die Initiative IndustryConnect gegründet, der man auf Nachfrage beitreten kann.
Eine sehr schöne, reale Geschichte zum Nachmachen! Damit wünsche ich Ihnen eine schöne Woche – und ich denke wir sehen und hören uns (zumindest online) am Dienstag, den 26 Mai 2020, ab 14 Uhr beim Keynote-Event zum Start der #DNUG47online Reihe.
Ihr
Tom Zeizel
Associate Vice President & Head of HCL Software in DACH
Abonniere unseren E-Mail-Newsletter und wir halten Dich mit Infos rund um die DNUG und ihre Events auf dem Laufenden.
Mit Deiner Anmeldung bestätigst Du, dass Du unsere Datenschutzbestimmungen gelesen hast und mit ihnen einverstanden bist.
Probleme mit dem Newsletter-Empfang? Versuch es mit diesen Tipps.